Ein Blick auf das Raspberry Pi OS “Bookworm”
Die Welt des Raspberry Pi hat ein neues Betriebssystem-Update erhalten. Das Raspberry Pi OS, das nun auf Debian 12 “Bookworm” basiert, wurde offiziell vorgestellt und bietet eine Vielzahl von Neuerungen und Verbesserungen. Dieser Beitrag führt durch die wichtigsten Features und was sie für die Nutzer bedeuten.
Grafische Umgestaltung: Wayland tritt in den Vordergrund
Eines der bemerkenswertesten Updates ist der Wechsel von Xorg zu Wayland. Für aktuelle Modelle wie Pi 4, Pi 400 und Pi 5 ist Wayland nun die Standardbasis für das Grafiksystem. Besonders hervorzuheben sind der Compositor “Wayfire” und das “wf-panel-pi” als Desktop-Shell.
Aber jede größere Veränderung, wie der Umstieg auf Wayland, bringt auch Herausforderungen mit sich.
Was fehlt in der neuen Version?
Die Kompensation für Displays mit Overscan funktioniert unter Wayland derzeit nicht optimal, daher wurde diese Funktion vorübergehend entfernt. Auch wenn moderne Displays diese Funktion oft nicht mehr benötigen, wird an einer Lösung gearbeitet.
Der Bereich in der Taskleiste, in dem Anwendungen ihre eigenen Icons platzieren können, muss unter Wayland überarbeitet werden. Dies kann dazu führen, dass einige Anwendungen ihre Icons vorerst nicht anzeigen können.
Das Sicherheitsmodell von Wayland erlaubt keinen herkömmlichen Remote-Desktop-Zugriff. Statt RealVNC wird nun wayvnc als VNC-Server verwendet. Als besonders kompatibel hat sich der TigerVNC-Client erwiesen.
Kompatibilitätsprobleme gibt es derzeit mit dem RealVNC-Server auf älteren Raspberry Pi-Modellen, die noch Xorg verwenden. Während die 64-Bit-Version problemlos funktioniert, gibt es Probleme mit der 32-Bit-Version. Ein Update von RealVNC ist geplant.
Einige Programme wurden aus dem empfohlenen Softwarepaket entfernt. Dazu gehören der SenseHAT-Emulator, die Java-IDEs BlueJ und Greenfoot sowie Sonic Pi.
Die Entwickler arbeiten jedoch aktiv an Lösungen für diese Probleme.
Mathematica auf dem Raspberry Pi OS
Derzeit gibt es eine Einschränkung für den Pi 5: Beim Start von Mathematica wird nach einem Lizenzcode gefragt. Dies scheint aber nur ein vorübergehendes Problem zu sein. Die Raspberry Pi Foundation erwartet diesbezüglich ein Update von Wolfram.
Sound Update: PipeWire
PipeWire betritt die Bühne und ersetzt das bisherige PulseAudio-System. Obwohl die Endbenutzererfahrung ähnlich bleibt, gibt es einige neue Befehle und Funktionen, die Entwickler beachten sollten.
Netzwerkneuerungen: NetworkManager
Bei der Netzwerkkonfiguration hat sich das Raspberry Pi OS den gängigen Distributionen angenähert. Das bisherige “dhcpcd” wurde durch den NetworkManager ersetzt. Dies bringt nicht nur eine modernere Oberfläche mit sich, sondern auch zusätzliche Funktionen wie VPN-Verbindungen.
Auswahl des Webbrowsers: Firefox neben Chromium
Während bisher Chromium als Standardbrowser für das Raspberry Pi OS galt, wird nun auch Firefox angeboten, der speziell an die Hardware- und Softwarebedingungen des Raspberry Pi angepasst wurde.
Python-Module
Für Python-Nutzer gibt es wichtige Hinweise zur Installation der Module. Bisher war es unter Python üblich, zusätzliche Module einfach mit pip bzw. pip3 zu installieren. In aktuellen Python-Versionen ist dies nicht mehr erwünscht und führt zu einem Fehler.
Es wird empfohlen, das entsprechende Paket aus dem Raspberry Pi OS Repository zu installieren oder eine virtuelle Umgebung für das Python-Projekt zu verwenden. Weitere Informationen sind der aktuellen Dokumentation zu entnehmen.
Installation und Upgrade
Wichtig zu wissen: In der Vergangenheit wurde eine Neuinstallation empfohlen, ein Upgrade von der Vorgängerversion war jedoch möglich. Aufgrund der tiefgreifenden Änderungen in der Architektur der neuesten Version wird jedoch dringend eine komplette Neuinstallation empfohlen. Es wird nicht empfohlen, ein Bullseye-Image auf Bookworm zu aktualisieren. Jeder Versuch, dies zu tun, wird höchstwahrscheinlich zu einem nicht bootfähigen Desktop und Datenverlust führen.
Wie du deinen Raspberry Pi mit Bookworm einrichtest, erfährst du in meinem Beitrag “Ersteinrichtung eines Raspberry Pi mit Raspberry Pi OS“.
Abschließende Gedanken
Die neue Version von Raspberry Pi OS “Bookworm” ist ein wichtiges Update mit vielen neuen Funktionen und Änderungen. Es wird empfohlen, das Betriebssystem neu zu installieren. Vor allem bei der Verwendung von Python-Projekten mit Bibliotheken von Drittanbietern ist zu beachten, dass sich die Installation dieser Bibliotheken geändert hat.
Anmerkung am 18.10.2023: Ob sich der Einsatz von Bookworm gegenüber Bullseye von vornherein rechtfertigt, hängt von der Anwendung ab. Bei den ersten Tests meiner in diesem Blog beschriebenen “Bastelprojekte” hat sich die nicht mehr unterstützte Einbindung von Bibliotheken mit Pip als nachteilig erwiesen und ich würde Einsteigern in diesem Fall tatsächlich zur Vorgängerversion raten, die über den Raspberry Pi Imager noch angeboten wird.
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